Die Festung Kuélap bei Chachapoyas in den Bergnebelwäldern von Nord-Peru liegt auf 3.100 m Höhe hoch über den Wolken. Außerdem ist die Festung älter und größer als Machu Picchu.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Auf nach Kuélap – Start in Chachapoyas
- 2 Kuelap, das Machu Picchu von Nord-Peru
- 3 Die rätselhafte Kultur der Chachapoyas
- 4 Kuelap und Machu Picchu – die beeindruckendsten Bauwerke in Südamerika
- 5 Kuelap – die drei Ebenen
- 6 Viele kleine Details und umherstreifende Lamas
- 7 Kuelap, eine von vielen Ruinen rund um Chachapoyas
- 8 Allgemeine Informationen zu Kuelap
Auf nach Kuélap – Start in Chachapoyas
Meine Vorfreude auf Kuelap ist riesig, denn es handelt sich um eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in Peru. Wir treffen uns an der Plaza de Armas, dort nimmt der Bus alle Teilnehmer mit. Die dreistündige Fahrt von Chachapoyas aus bis zur Festung von Kuélap gestaltet sich abenteuerlich. Die immergrüne Landschaft der Bergnebelwälder zieht am Fenster vorbei, die Straße ist unbefestigt und staubig. Es ist bereits sehr warm. Es geht zunehmend bergauf, die Festung liegt nach meinen Informationen auf einen Bergrücken in mehr als 3.000 m Höhe.
Neben mir sitzt Yessica aus Lima. Sie lächelt die ganze Zeit, wir unterhalten uns über die zahlreichen Ruinen in Peru. Immerzu wirbeln Staubwolken auf und verschlechtern die Sicht. Die Straße zieht sich in Serpentinen an den Bergen hinauf und unser Fahrer hupt vor jeder Kurve, bevor er scharf nach innen zieht. Es rumpelt immer wieder, mehrmals schlägt mein Kopf dabei gegen die Fensterscheibe.
Schließlich steigen wir an einen Parkplatz aus, vor uns steht ein Hinweisschild. Es sind nur noch 2.5 km bis zur Festung von Kuelap. Es ist still, ich lasse die Umgebung auf mich wirken.
Kuelap, das Machu Picchu von Nord-Peru
Nach 30 min stehen wir vor der Südfront der Festung von Kuelap. Die gewaltige Anlage fußt auf einen Bergrücken auf mehr als 3.000 m Höhe, hoch über den Wolken. Die Mauern aus Kalk- und Sandstein erreichen eine Höhe von bis zu 21 Metern, der gesamte Komplex hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von fast 600 Metern. Die Ost-West-Ausdehnung hingegen beträgt maximal 110 Meter. Der Anblick der dicht bewachsenen und mächtigen Mauern ist spektakulär, ebenso wie der Ausblick auf das Tal und die umliegenden Gipfel der Ostkordillere. Ich genieße die frische Luft und den Anblick der im Zuge der Gebirgsbildung verfalteten Kalksteinformationen.
Die Festung Kuelap wurde zwischen 800 und 1300 n. Chr. errichtet, sie ist außerdem älter und größer als Machu Picchu. Für die Errichtung der Festung wurden insgesamt 25.000.000 m³ Material verarbeitet. Das ist übrigens dreimal so viel wie bei der Cheops Pyramide. Kuelap wurde durch das Prä-Inka-Volk der Chachapoyas errichtet. Auf Quechua (die alte Sprache der Inka) bedeutet Chachapoyas übrigens so viel wie „die Wolkenmenschen“.
Die rätselhafte Kultur der Chachapoyas
Die Festung wurde erst 1843 wiederentdeckt und gilt außerdem als das größte Bauwerk von Südamerika. Sogar für die Inka war Kuelap bis 1475 uneinnehmbar, denn die Chachapoyas waren ein stolzes und heißblütiges Kriegervolk. Beim Anblick der gewaltigen, beeindruckenden Mauern kann ich mir dies lebhaft vorstellen. Die Festung liegt strategisch perfekt auf den Bergrücken, das Tal kann problemlos überblickt werden.
Die Festung besitzt insgesamt drei hohe und extrem schmale Eingänge, diese können von maximal einer Person begangen werden. Dem Haupteingang liegt der Ausgang direkt gegenüber, Eindringlinge wurden wohl direkt auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinaus geworfen.
Kuelap und Machu Picchu – die beeindruckendsten Bauwerke in Südamerika
Das Innere erinnert mich an einen verwunschenen Garten. Alles ist wild überwuchert von der Vegetation des Bergnebelwalds, Urwaldbäume und Bromelien haben den Raum für sich erobert. Im Lonely-Planet Reiseführer habe ich gelesen, dass hier auch Papageie leben sollen. Leider sehe ich keinen einzigen Papagei.
Der Ort ist einfach mystisch. Alle Teilnehmer lächeln, sie freuen sich ebenso wie ich, dass sie diesen wunderbaren Ort kennen lernen dürfen. Ich bin erstaunt, dass wir nur zu zehnt hier stehen. Die Festung steht in ihrer Ausstrahlung Machu Picchu in nichts nach. Kuelap ist größer, höher gelegen und älter als Machu Picchu. Trotzdem reisen erstaunlich wenige Touristen in den Norden von Peru bis nach Chachapoyas, um diesen wunderbaren Ort kennen zu lernen. Im Jahr 2011 wurde die Festung für UNESCO-Weltkulturerbe nominiert, 28 Jahre nachdem die Inka-Festung zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Erstaunlicherweise ist Kuélap „nur“ Nationales Kulturerbe. Warum, das versteht hier keiner. Ein Teilnehmer sagt sogar, dass er Kuelap schöner findet als Machu Picchu. Niemand ist über diese Aussage sonderlich überrascht.
Kuelap ist noch weitgehend unbekannt, auch ich habe übrigens nur durch Zufall von der Festung erfahren. Hätte ich nicht ein Prospekt mit der Festung entdeckt, so würde ich wohl auch nicht hier sein und mich des Lebens freuen. Machu Picchu ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Perus, in Kuélap hingegen gibt es noch keinen Massentourismus. Die Betonung liegt dabei auf noch. Alles erscheint noch ursprünglich, beim Streifzug durch die Ruinenanlage fühle auch ich mich wie ein Entdecker.
Kuelap – die drei Ebenen
Auffällig ist, dass es verschiedene Ebenen gibt. Unser Guide meint, dass diese Ebenen von der jeweiligen Gesellschaftsklasse bewohnt wurden und fügt lächelnd an, dass wir Menschen uns ändern müssen und alle auf einer Ebene leben sollten. Wir nicken alle und geben ihm Recht. Kuelap war wohl in drei Stockwerke unterteilt, die Wände der Häuser des betreffenden Stockwerkes weisen dabei typische Verzierungen auf.
Die einfachen Arbeiter der untersten Klasse der Chachapoya haben in runden Steinhäusern gewohnt, diese waren unterkellert. In der Stadt sind insgesamt rund 450 Ruinen dieser Rundhäuser zu finden.
Viele kleine Details und umherstreifende Lamas
Es macht sehr viel Spaß, umherzustreifen und innezuhalten, um alles in sich aufzunehmen. Es gibt so viele Details zu entdecken, so viele Kleinigkeiten zu bewundern. Ich versuche mir lebhaft vorzustellen, wie die Wolkenmenschen hier wohl früher gelebt hatten. Wie viele haben hier wohl gelebt? Wie hat sich das Leben hier abgespielt? Was war mit der Wasserversorgung? Wurden die Feste hier oder woanders gefeiert? Es bleibt so viel Raum für Fantasie und Vorstellungen.
Das Ambiente ist atemberaubend, die Mauern und Gebäude der früheren Stadt wirken überaus lebendig. Auch der Ausblick auf die umgebenden Gipfel und Felder ist spektakulär. Auf den Feldern haben die Chachapoya vor Jahrhunderten Mais, Bohnen, Linsen und Kartoffeln angebaut.
Auch Lamas streifen umher und blicken oberhalb der Mauern auf die umliegenden Hügel im Tal des Utcubamba-Flusses, sie sehen dabei sehr majestätisch aus. Kurz werden wir auch Zeuge eines Kampfes zwischen zwei Lama-Männchen. Oh Kuelap – wie schön offenbarst du mir die gesamte Pracht von Peru.
Kuelap, eine von vielen Ruinen rund um Chachapoyas
Es wird außerdem vermutet, dass die Gegend um Chachapoyas in ihrer Dichte die meisten unentdeckten Ruinen weltweit birgt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass in den Bergnebelwäldern am Ostrand der Kordillere noch zahlreiche Stätten zu entdecken gibt. Die Kultur der Chachapoya gibt Forschern und Entdeckern zahlreiche Rätsel auf.
Das geheimnisvollste Gebäude der Festung Kuelap ist wohl „El Tintero“, das Tintenfass. Forscher und Archäologen diskutieren kontrovers, welche Aufgabe dieses sich nach unten hin verjüngende Bauwerk hatte. Im Inneren des Tintenfasses wurden Raubtierknochen gefunden, daher wird vermutet dass Bewohner, an welchen die Todesstrafe verhängt wurde, den Raubtieren ausgesetzt wurden. Eine weitere Vermutung ist, dass es sich bei diesem Gebäude um ein Observatorium handelte.
In den Mauern finden sich auch eingeritzte Gesichter und Tiersymbole. Der Kondor und auch die Schlange war für die Chachapoya wohl ein Symbol der Weisheit, der Jaguar hingegen ein Symbol der Kraft.
Nach mehreren Stunden des Umherstreifens und Entdeckens sitzen wir wieder im Bus. Nur wehmütig steige ich ein, gerne wäre ich auch länger geblieben.
Mach´s gut, Kuelap. Tschüss, ihr Wolkenmenschen. Wir sehen uns bestimmt wieder.
Allgemeine Informationen zu Kuelap
Eine Seilbahn zur Festung Kuélap
Mittlerweile ist die Festung Kuelap auch per Seilbahn erreichbar – die Teleférico de Kuelap. Die Seilbahn ist am 2. März 2017 durch den Staatspräsidenten von Peru eröffnet worden. Diese Seilbahn überwindet eine Strecke von 4 km und überquert dabei auch den Fluss Río Utcubamba, die Fahrt dauert rund 20 Minuten. Der Startpunkt im Bezirk Tingo Nuevo liegt auf einer Höhe von 2278 Metern, das Ziel liegt auf 2.939 Metern Höhe. Die Seilbahn überwindet also mehr als 600 Höhenmeter, spektakuläre Ausblicke sind daher garantiert.
Derzeit besitzt die Seilbahn 26 Kabinen, diese können jeweils 8-10 Personen aufnehmen. Es ist theoretisch möglich, in einer Stunde 1.000 Personen zu befördern. In das Projekt wurden insgesamt 21 Millionen US$ investiert, es werden nun nach der Eröffnung mehr als 100.000 Touristen jährlich erwartet. Die Festung Kuélap wird mehr Aufmerksamkeit bekommen und auch bald zum Weltkulturerbe ernannt werden. Schon bald wird die Festung als „das zweite Machu Picchu von Peru“ weltweit Berühmtheit erlangen. Leider wird dieser wunderbare Ort möglicherweise auch einen Teil seiner Ursprünglichkeit verlieren.
Weitere Informationen findest du im Artikel „Die Einweihung der Seilbahn von Kuelap“ bei Phimavoyages.
Wie erreichst du Kuelap?
Kuélap kannst du am besten mit dem Bus von Chachapoyas aus erreichen, die Fahrt dauert ~3h.
Die Stadt Chachapoyas kannst du von Lima (22 h), Cajamarca (12 h) oder Trujillo (8 h) aus per Bus erreichen, empfehlenswert wäre die Busgesellschaft Moviltours.
Von Chachapoyas aus ist der Besuch von Kuelap unproblematisch. Im Umkreis der Plaza de Armas findest du Anbieter, welche Tages-Touren zur Festung anbieten. Du kannst auch an einen Trek über mehrere Tage (5 Tage, 4 Nächte) bis nach Kuelap teilnehmen, wenn du sehr naturverbunden bist.
Eine Anbieter für einen solchen Trek wäre zum Beispiel Kuelap Adventure. Noch sind die Touren bei Chachapoyas alles andere als touristisch und deswegen sehr zu empfehlen.
Lima – Chachapoyas: Dauer 22 h, Kosten ~150 Soles
Trujillo – Chachapoyas: Dauer 10 h, Kosten ~80 Soles
Chiclayo – Chachapoyas: Dauer 10 – 12 h, Kosten ~80 Soles
Hier noch eine kurze Übersetzungshilfe für die Online-Buchung von Busfahrten bei Movilturs:
Sólo ida – nur Hinfahrt
Ida Retorno – Hinfahrt und Rückfahrt
Selceccionar Origen – Abfahrtsort wählen
Seleccionar Destino – Zielort wählen
Ida – Hinfahrt (hier das Datum angeben)
Retorno – Rückfahrt (Datum angeben)
Buscar – suchen
Weitere Unternehmungen in Chachapoyas
- Der Gocta-Wasserfall ist mit 771 m der dritthöchste Wasserfall der Erde: Bericht über die Wanderung und die Gocta-Lodge bei Info-Peru
- Die Felsengräber von Revash liegen bei Leymebamba, zwischen Cajamarca und Chachapoyas: Bericht bei Phima Voyages
Hostels in Chachapoyas
- Aventura Backpackers Lodge (Jr. Amazonas 1416): sehr günstig gelegen nahe der Plaza und den lokalen Markt, Übernachtung im Dormitorio möglich, Frühstück für 6 Soles
- Chachapoyas Backpackers (Jr. 2 de Mayo 639): sehr günstige Lage, Ein- bis Vierbettzimmer, mit Küche
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Man lernt nie aus… von der Festung aber auch von dem Volk wusste ich bis heute gar nichts. Sehr interessant!
Viele Grüße
Maria
Hallo Maria,
ja man lernt tatsächlich nie aus =).
Möchtest du nach Peru reisen ? lg
Hallo,
ich werde nächstes Jahr Peru bereisen und von dieser Festung schon mal was gehört. Jetzt habe ich durch deinen Beitrag auch einen optischen Eindruck.
Lg Thomas
Hallo Thomas,
danke für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn du dir dank meines Artikels einen Eindruck verschaffen konntest.
lg Paul
Toller Artikel und super Fotos !!
Nur eins ist mir aufgefallen. Kuelap ist nicht UNESCO Weltkulturerbe (leider), sondern „nur“ Nationales Kulturerbe.
Wann warst Du in Kuelap ?
Hallo Martina =)
Vielen Dank für deinen Hinweis, ich habe es geändert. Ich war 2012 in Kuélap, es ist also schon eine Weile her 😉
Sehr schöner Beitrag, ich hätte Kuleap auch gern besucht, ist bestimmt einen Ausflug wert. Wegen der Symbole die du beschreibst, hatte mir ein Guide in Cuzco erklärt, dass die drei Tiere wie auch das Chakana die drei Ebenen der Götterwelt (Kondor) , Menschenwelt (Puma) und Unterwelt (Schlange) repräsentieren 😉
Hallo Steffi,
danke für den Kommentar und die Ergänzung.
lg. Paul