Die El Tatio Geysire befinden sich 95 km von San Pedro de Atacama entfernt auf über 4.000 Meter Höhe im Norden Chiles, es handelt sich um das drittgrößte Geysirfeld überhaupt. Es ist ein Erlebnis der besonderen Art, die rauchenden Dampfsäulen bei -5°C in der aufgehenden Morgensonne zu betrachten. Ein Reisebericht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 El Tatio Geysire – Aufbruch um 4 Uhr am Morgen
- 2 Ankunft bei El Tatio Geysiren auf 4.320 Meter Höhe
- 3 El Tatio Geysire – es dampft und zischt
- 4 Die Sonne scheint durch wabernde Dampfwolken
- 5 Ein angenehmes Bad in der Geotherme von El Tatio
- 6 Ein kurzer Halt in Machuca
- 7 Auf den Rückweg nach San Pedro de Atacama – die Schlucht der Kakteen
- 8 El Tatio – ein kleines bisschen Geologie
- 9 El Tatio Geysire – die Tour von San Pedro de Atacama
- 10 Tipps für die Tour zu den El Tatio Geysiren
- 11 Geysirfeld El Sol de Mañana in Bolivien
- 12 Was dich noch interessieren könnte
El Tatio Geysire – Aufbruch um 4 Uhr am Morgen
Bereits um 3 Uhr in der Nacht verlasse ich mein Zelt – im Naciente del Sol Hostel in San Pedro de Atacama ist auch campen möglich. Wie erwartet ist der Nachthimmel über mir kristallklar, Tausende von Sternen funkeln mir entgegen. Es ist noch relativ kühl, doch schon in ein paar Stunden werden die Temperaturen 25°C übersteigen. Ich bin schon leicht aufgeregt, schließlich werde ich heute das drittgrößte Geysirfeld der Erde sehen – die Geysire von El Tatio. Außerdem handelt es sich um das am zweithöchsten gelegene Geysirfeld weltweit – nur die Geysire von El Sol de Mañana in Bolivien liegen höher.
Gegen 4 Uhr werde ich vom Hostel abgeholt, rasch lassen wir im Bus das nächtliche San Pedro de Atacama hinter uns. Das El Tatio Geysirfeld befindet sich 95 Kilometer nord-nordöstlich von San Pedro de Atacama, also unweit der Grenze nach Bolivien. Die Busfahrt zieht sich über 90 Minuten hin, es geht immerzu bergauf. Wir versuchen noch während der Fahrt ein wenig zu schlafen.
Ankunft bei El Tatio Geysiren auf 4.320 Meter Höhe
Um 5:30 befinden wir uns am Ziel. Die Luft ist merklich dünner auf 4.320 Meter Höhe. Vulkane umgeben das Geysirfeld, goldgelbe Hochlandgräser umranden das das geothermale Gebiet und ziehen sich an den Berghängen empor. Es ist ziemlich kühl, wir alle tragen 3 oder 4 Kleidungsstücke nach dem bewährten Zwiebelprinzip. Viele tragen außerdem Handschuhe und Mütze. Mein Atem kondensiert in der frischen Morgenluft, es zieht eine leichte Brise auf. Die Temperatur liegt wohl ungefähr bei -5°C, manchmal werden hier auch Temperaturen von -20°C erreicht.
Es gibt noch ein kurzes Frühstück, für jedem ein paar belegte Brötchen und ein Heißgetränk. Ich halte einen dampfenden Becher Coca-Tee in der Hand und betrachte ebenso wie alle anderen das vor mir liegende Geysirfeld.
Noch ist die Aktivität sehr gering. Auf auffallendsten sind noch die Vulkane, denn wir befinden uns schließlich am Rand der Westkordillere. Die Vulkane sind übrigens schon auf der Hinfahrt leicht erkennbar.
Am höchsten ist die Aktivität der El Tatio Geysire übrigens zwischen 6 und 7 Uhr am Morgen, deswegen starten die Touren auch so früh. Nach wenigen Minuten habe ich den Coca-Tee getrunken. Unser Guide drückt mir noch eine Broschüre in die Hand und weist mich darauf hin, dass ich den Geysiren nicht zu nahe kommen soll. Tatsächlich sind bereits Leute hier oben gestorben oder haben sich höllische Verbrennungen zugefügt.
El Tatio Geysire – es dampft und zischt
Uns bietet sich eine wunderbare, fast unwirkliche Szenerie. Am Anfang ist die geothermale Aktivität nur sehr gering, denn nur vereinzelte Rauchsäulen sind unter weiß-blauem Himmel erkennbar. Später steigen überall Dampfwolken auf, es braust und zischt. Es ist ein faszinierendes Bild, wie vor der Hintergrundkulisse der über 5.000 Meter hohen Vulkane Dampfwolken aufsteigen und Wasserfontänen emporspritzen. Die Indianer nannten dieses Gebiet übrigens „Tata Tatio“ – der rauchende Vater. Wie passend, so denke ich mir und dabei steigt mir ein leichter Schwefelgeruch in die Nase. Unser Guide erklärt uns, dass die höchsten Wasserfontänen am Morgen zu sehen sind, wenn die Luft noch kühl ist. Ja, das macht durchaus Sinn.
Überall mahnen abgelegte Steine zu einen gesunden Sicherheitsabstand. Laut Broschüre gibt es 80 Geysire und dabei sind ungefähr 30 ständig aktiv. Bei manchen Fumarolen passiert nichts. Bei anderen köchelt das Wasser nur leicht. An mancher Stelle schieben sich kräuselnde Rauchwolken scheinbar mühsam aus einem Schlot empor. Die Schlote bestehen übrigens aus Geyserit, es handelt sich um ein Spritzwassergestein aus Chalcedon und Opal.
Bei manchen Geysiren spritzt das Wasser mehrere Meter hoch. Unser Guide meinte vorhin, dass die Fontänen durchaus 15 bis 20 Meter Höhe erreichen können. Das Wasser fängt zuerst an zu köcheln, es steigen feine Dampfwolken auf. Das Kochen wird heftiger, es schießen Fontänen in die kalte Morgenluft. Aufgrund der Höhe siedet hier das Wasser schon bei einer Temperatur von 86.3 °C. Nach ungefähr 5 bis 15 Sekunden stürzt die Fontäne in sich zusammen und es steigt ein kräftiger Dampf gen Himmel, welcher sich mit der zunehmenden Höhe verflüchtigt.
Die Sonne scheint durch wabernde Dampfwolken
Mit zunehmender Temperatur nimmt die geothermale Aktivität ab 8 Uhr allmählich ab. Die Sonne scheint, zunächst lugt sie nur am Horizont hinter einem Gipfel hervor. Später erreichen ihre Strahlen das gesamte Geysirfeld. Es sieht schön aus, wenn die goldenen Strahlen durch die langsam aufsteigenden Dampfwolken hindurchscheinen.
Je höher die Sonne steigt, desto geringer die Aktivität auf dem Geysirfeld El Tatio. Die aufsteigenden Dampf- und Rauchwolken lösen sich zusehends in der wärmer werdenden Luft auf.
Das Geysirfeld hat übrigens eine Größe von knapp 30 km². Auf dem Geothermalfeld befinden sich Fumarolen, Solfatare, heiße Quellen, Geysire und Schlammvulkane. Die El Tatio Geysire werden übrigens durch den 5.208 Meter hohen Vulkan El Tatio gespeist. Auf El Tatio befinden sich ungefähr 8% aller Geysire überhaupt, denn es gibt weniger als 1.000 weltweit.
Ein angenehmes Bad in der Geotherme von El Tatio
Der geothermische Pool liegt nicht weit entfernt vom Geysirfeld. Noch schnell ziehe ich mir in einer Umkleidekabine die Badesachen an und dann geht´s ins Wasser. Die Temperatur beträgt angenehme 35°C, das Wassser ist wunderbar entspannend.
Ein Bad auf mehr als 4.000 Meter Höhe bei Außentemperaturen von mittlerweile 5°C, im Hintergrund ein paar aufsteigende Rauchwolken und mächtige Vulkane – was könnte es besseres geben? Nur das kühle Bier fehlt noch, aber das ist ja in Chile zumindest in der Öffentlichkeit verboten. Nach 40 Minuten herrscht Aufbruchsstimmung und ich ziehe mich um.
Ein kurzer Halt in Machuca
Schließlich sitzen wir alle wieder im Bus und es geht zurück nach San Pedro de Atacama. Unterwegs ist noch ein kurzer Abstecher im kleinen Andendörfchen Machuca geplant (siehe Karte oben). Vorher können wir noch im Andenhochland einige wilde Vicuñas beim Grasen beobachten, auch Andenmöwen stapfen durch das sumpfige Grün.
Das Dörfchen Machuca ist nur eine kleine Häuseransammlung. Es werden Andenkräuter verkauft und wer Hunger hat, der kann einen Lama-Spieß für 2.000 ChP probieren. Das Schmuckstück des Dorfes ist die schöne, weiße Adobekirche mit hübschem Strohdach.
Auf den Rückweg nach San Pedro de Atacama – die Schlucht der Kakteen
Auf der Rückfahrt geht es natürlich wieder merklich bergab. Dabei halten wir an einer Schlucht, an den steinernen Hängen wachsen sehr schöne und fast meterhohe Kakteen. Bis auf diese Kakteen ist die Umgebung nahezu vegetationslos. Angeblich werden diese Kakteen bis zu 300 Jahre alt, außerdem wachsen sie maximal um 1 bis 2 Zentimeter im Jahr. Wir erreichen San Pedro de Atacama am frühen Nachmittag.
El Tatio – ein kleines bisschen Geologie
Das Geysirfeld El Tatio liegt um fast 2.000 Meter höher als San Pedro de Atacama, eingebettet zwischen den mächtigen Vulkanen der Westkordillere. Das gesamte Geysirfeld wird durch den 5.208 Meter hohen Vulkan El Tatio gespeist. Die Region zählt zum sogenannten Puna-Altiplano Vulkankomplex, es handelt sich um den aktiven Vulkanbogen. Der Puna-Altiplano-Vulkankomplex ist Teil der Zentralen Vulkanzone von Südamerika. Einst befand sich dieser Vulkanbogen im Bereich der Domeyko-Kordillere auf der Höhe von Calama (siehe Karte). Mit der Zeit hat sich der magmatische Bogen nach Osten verlagert. Die Lavadome sind auch im Satellitenbild problemlos erkennbar. Es herrscht in dieser Region seit dem Miozän vor rund 20 Millionen Jahren ein ausgeprägter Vulkanismus.
Östlich der Westkordillere liegt das Puna-Altiplano Hochplatetau, dieses erstreckt sich nach Norden bis zur Grenze Bolivien-Peru. Dieses Plateau wird im Osten durch die Ostkordillere begrenzt. Der Altiplano besitzt eine durchschnittliche Höhe von 3.600 Metern.
El Tatio Geysire – die Tour von San Pedro de Atacama
Das Geysirfeld El Tatio befindet sich nordöstlich von San Pedro de Atacama. Es handelt sich um das größte Geysirfeld auf der Südhalbkugel und um das drittgrößte weltweit. Nur die Geysirfelder im Yellowstone Park und das Tal der Geysire Dolina Geyserov haben eine ausgedehntere Fläche. Außerdem befinden sich die El Tatio Geysire auf 4.320 Metern Höhe, es handelt sich deswegen auch um das am zweithöchsten gelegene Geysirfeld der Erde.
Täglich werden von San Pedro de Atacama aus Touren zum El Tatio Geysirfeld durchgeführt. Die Aktivität ist frühmorgens am höchsten, deswegen startet die Tour schon zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen.
Preise Tour El Tatio Geysire
Die Kosten belaufen sich auf ungefähr 25.000 ChP. In diesem Preis ist die Eintrittsgebühr zum Geysirfeld in Höhe von 5.000 ChP nicht enthalten. Eine Tour beinhaltet i.d.R. den Transfer vom und zum Hostel, die Beförderung durch einen Kleinbus, das Frühstück und einen ortskundigen Guide.
Ich kann den Tour-Operator Sol Andino Expediciones sehr empfehlen.
Ablauf Tour El Tatio Geysire
- Abholung von Unterkunft in San Pedro de Atacama
- 1.5 bis 2 h Fahrt bis zum El Tatio Geysirfeld
- ~2 h Spaziergang auf dem Feld, Frühstück davor oder danach
- Bad in geothermischer Quelle für 45 min
- Rückfahrt, Halt in Andendörfchen Machuca
- Dauer der Tour ungefähr 8 Stunden
Tipps für die Tour zu den El Tatio Geysiren
- warme Kleidung tragen, am frühen Morgen betragen die Temperaturen oftmal -10°C
- Badekleidung und Handtuch nicht vergessen für die Thermen
- vorher wegen der Höhe erst in San Pedro de Atacama akklimatisieren
- Vorbeugung Höhenkrankheit: im Vorfeld viel trinken und wenn möglich auf Alkohol verzichten, außerdem zeitig schlafen
- einen gesunden Abstand zu den Geysiren halten, es sind auch schon Leute aus Leichtsinn gestorben oder haben sich schlimm verbrannt
Geysirfeld El Sol de Mañana in Bolivien
Das am höchsten gelegene Geysirfeld El Sol de Mañana kann übrigens auch von San Pedro de Atacama aus besucht werden. Am besten ist dies möglich im Rahmen einer 3-Tages Tour zum Salar de Uyuni in Bolivien. Sehr schöne Berichte zu dieser Tour findest du z.B. bei Travel makes you richer bzw. bei Travelpins. Es sind auch 4-Tages Touren möglich, allerdings beinhalten diese lediglich die Rückfahrt nach San Pedro de Atacama, ansonsten gibt es keinen Unterschied zur Tour über 3 Tage.
Die Tour kann von Uyuni aus durchgeführt werden, in diesem Fall wäre San Pedro de Atacama Endstation. Einen Bericht dazu gibt´s zum Beispiel bei Woanderssein.
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DAnke für den Bericht, wir fahren im März für 4 Wochen nach Chile und sind auch einige Tage in der Atacama.
Allerdings ist der Vogel auf dem Bild keine Andenmöwe, sondern eine Gans.
He Meinl,
vielen Dank für deinen Kommentar und auch für deinen Hinweis =). Ich habe es korrigiert.
Ich wünsche euch viel Spaß bei der Reise in Chile. Bei Fragen könnt ihr euch gern melden.
Viele Grüße, Paul
Genauer eine Andengans (Siehe Wikipedia und dazu Bild)