Der Cerro Castillo ist 2.675 Meter hoch und sieht aus der Ferne betrachtet aus wie ein Märchenschloss. Bei einer Wanderung kannst du die wilden und unberührten Landschaften Patagoniens hautnah erleben. Ein kurzer Erfahrungsbericht.
Inhaltsverzeichnis
Trampen von Coyhaique zum Cerro Castillo
Der Cerro Castillo ist ein absolutes Highlight an der Carreterra Austral in Chile. Er ist 2.675 Meter hoch und somit der höchste Gipfel der Anden in Zentralpatagonien. Das kleine Dörfchen Villa Cerro Castillo erreiche ich trampend vom 100 km weiter nördlich gelegenen Coyhaique aus. Nach einer Übernachtung auf einem Camping-Platz an der Laguna Chiguay unweit von Balmaceda werde ich am nächsten Morgen von einem LKW-Fahrer bis nach Villa Cerro Castillo mitgegnommen. Von dort aus möchte einen einen Tagesausflug zur Laguna am Cerro Castillo starten. Es ist übrigens auch möglich, vom Punkt „Las Horquetas Grandes“ nahe der Laguna Chiguay einen 4-tägigen Trek bis hin zum Cerro Castillo zu starten.
Ich sitze neben Martín im LKW. Die Landschaften von Patagonien sind abgelegen, wild und spektakulär. Rechts von der Straße bahnt sich der Río Coyhaique seinen Weg. Steile Felsen und Berge ragen zu beiden Seite der Straße auf, Nadelhölzer bewachsen die Hänge. Ich unterhalte mich mich Martín und Juan, nach 20 Minuten erreichen wir das ruhige Dörfchen Villa Cerro Castillo am Rande der Carreterra Austral.
Das Dörfchen Villa Cerro Castillo
In Villa Cerro Castillo selbst gibt es nur wenige Straßen, einen kleinen Dorfladen und zwei Campingplätze. Spontan entscheide ich mich für Camping Araucaria. Der Camping-Platz gleicht einer Pferde-Farm. Es ist tatsächlich auch möglich, mit einem Pferd zur Lagune am Cerro Castillo hinaufzureiten. Ich baue mein Zelt auf und zähle dabei auf dem Gelände drei frei herumlaufende Pferde. Auf der anschließenden Koppel gibt es noch mehr.
Es ist ziemlich windig, der Himmel ist von zahlreichen weißen Wolken gesprenkelt. Auch der majestätische Cerro Castillo ist noch von weißen Wolken verdeckt, doch im Laufe des Tages klart der Himmel teilweise auf. Die erkennbaren Bergspitzen des 2.675 Meter hohen Cerro Castillo ragen später wie Burgzinnen in den blauen Himmel. Tatsächlich ist „castillo“ das spanische Wort für „Schloss“.
Vom Camping-Platz sind es nur noch wenige Hundertmeter bis zum Río Ibanez, hier lassen sich wunderbar Vögel beobachten. Unter anderem beobachte ich sehr wachsame Graukopfgänse.
Wanderung zum Cerro Castillo
Einen Tag nach meiner Ankunft in Villa Cerro Castillo beginne ich also mit der Wanderung. Bei eiskaltem Wind und stark bewölktem Himmel starte ich um 8:00 in der Früh´. Es ist mit guter Orientierung und/oder einer guten Karte möglich, vom Dorf aus den Cerro Castillo und die Lagune an einem Tag zu erreichen. Die Route findest du auch bei Wikiloc.
Der wie ein Märchenschloss anmutende Cerro Castillo befindet sich NNW von Villa Cerro Castillo. Der Weg führt vorbei am Restaurant Puesto Huemul. Nach ungefähr 10 Minuten erreichst du eine Brücke, die über einen Gletscherfluss führt, der weiter südwärts in den Río Ibañez mündet. Hier befindet sich das Haus eines Conaf-Mitarbeiters, du wirst als Wanderer zu deiner eigenen Sicherheit registriert und bezahlst einen kleinen Wegezoll (~3.000 ChP ~ 4 €).
Nach Überquerung der Brücke macht der Weg eine Biegung, der Weg folgt den Lauf des Baches. Am Ende des Waldstückes rechts am Wegesrand kann über den Zaun gestiegen werden, ein kleines Schild und eine 3-stufige Holztreppe zeigen die entsprechende Stelle an. Im Prinzip folgst du nun ein ganzes Stück den eingetretenen Pfad in nordöstlicher Richtung, dabei kannst du das Rauschen des Baches teilweise hören. Der Cerro Castillo ist schon sehr schön aus der Ferne erkennbar.
Der Weg nimmt nach dem Erreichen einer Schlucht eine Biegung nach Nordwesten. Ab hier wird es auch merklich steiler.
Die traumhaften Landschaften der Reserva Nacional Cerro Castillo
Nach leichten Regenschauern am frühen Morgen klart der Himmel zunehmend auf. Langsam wird es wärmer und ich genieße die mich umgebende Landschaft. Der noch ferne Cerro Castillo weist mir den Weg. Das Nationalreservat Cerrro Castillo (Reserva Nacional Cerro Castillo) umfasst 180.000 Hektar wilde und unberührte Natur. Nach 20 Minuten gemütlichen Wanderns erreiche ich das Bachbett und ich fülle mir meine Flasche mit herrlich kaltem Wasser auf.
Der Pfad wird zunehmend steiler und führt durch das Waldgebiet, mehrmals finde ich den Weg nicht mehr. Es ist alles von der Vegetation überwachsen und ich kann an zahlreichen Stellen den Pfad nur erahnen, außerdem gibt es keinerlei Markierungen. So bringe ich insgesamt mehr als zwei Stunden damit zu, den richtigen Weg zu suchen und auch die sehr schlechte Karte macht es nicht unbedingt einfacher. Auch gegen die herumschwirrenden Bremsen bin ich nicht gewappnet, das Insektenspray habe ich im Zelt auf den Campingplatz vergessen.
Später erreiche ich eine Lichtung und ich habe eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berg und das Río Ibañez Tal. An dieser Stelle mache ich eine kurze Pause. Später schultere ich meinen Rucksack, es liegt noch ein gutes Stück Weg vor mir. Mein Rücken ist ganze verschwitzt. Ein Wanderrucksack mit Rückenbelüftung so wie bei Sportscheck wäre jetzt ideal.
Auf Wegsuche und eine späte Umkehr nach Villa Cerro Castillo
Ich verlaufe mich unterwegs noch zwei weitere Male. Weiterhin ist der Weg von Vegetation überwachsen und es gibt keinerlei Markierungen. Ein wenig außer Atem begegne ich einem Kanadier, der mir sagt, dass ich auf dem richtigen Pfad bin und dass ich bis zur Laguna noch 2-3 Stunden zu wandern habe.
Zu diesem Zeitpunkt ist es bereits 15:00 und gegen 18 oder 19 Uhr wird es bereits dunkel sein. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich eine Geröllhalde. Von hier habe ich noch schönere Ausblicke auf das Ibañez-Tal und den Cerro Castillo. Es ist beim Umhergehen ein wenig Trittsicherheit gefragt, da die herumliegenden Granitbrocken teilweise ziemlich scharfkantig sind.
An dieser Stelle entschließe ich mich leider dazu, wieder zumzukehren. Es ist bereits nach 16:00 und ich möchte auf dem Rückweg nicht im Dunklen durch den Wald irren müssen. Mit einem Zelt hätte ich auf Höhe der Laguna übernachten können. Ich wusste ja vorher nicht, dass es keinerlei Weg-Markierungen gibt.
Naja, dann wird es eben das nächste Mal. Ich komme auf jeden Fall wieder zurück! Später erreiche ich Villa Cerro Castillo zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, ich habe es also gerade noch so geschafft.
Tipps für die Wanderung zum Cerro Castillo
Wie bereits erwähnt ist die Lagune am Fuße des Cerro Castillo mit einer guten Karte an einem Tag vom Dorf Villa Cerro Castillo aus durchführbar. Vergiss dabei nicht die Sonnencreme bzw. das Insektenschutzmittel, die Bremsen können ziemlich nervig sein.
Wenn du mehr Zeit mitbringst, dann ist auch ein 4-tägiger Trek möglich. Die Circuit-Wanderung zählt zu den schönsten Treks in Patagonien. Der Startpunkt dieses Treks ist „Las Horquetas Grandes“ an der Laguna Chiguay, der Cerro Castillo zum Schluss am vierten und letzten Tag ist der Höhepunkt. Du musst allerdings komplett ausgerüstet sein, es gibt lediglich ein paar wilde Camping-Plätze unterwegs. Einen Erfahrungsbericht gibt es bei Remoteplanet, eine Karte mit eingezeichneter Route findest du bei Wikiexplora.
Weiteres Kartenmaterial erhältst du in der Touristen-Information von Coyhaique.
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Weitere Informationen findest du in meinem Reiseberichten zu Chile oder im Artikel Backpacking in Chile – der Komplett-Guide.
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